Sensationsfund zwischen Windrädern – Gräber aus der Bronzezeit entdeckt

zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25. Juni 2025, 17:20 Uhr

Dass bei Bauarbeiten Gräber oder Siedlungen längst vergangener Zeiten gefunden werden, passiert regelmäßig. Die sieben Gräber, die auf der Baustelle für den Windpark Söllingen gefunden wurden, sind aber eine kleine Sensation. Denn die bei dem Dorf nahe Schöningen begrabenen Menschen stammen wohl aus der Aunjetitzer Kultur. Diese Kultur war eigentlich östlicher von Niedersachsen angesiedelt und eine der ersten, die Bronze verarbeitete und goss. Die bekannteste Arbeit aus der Zeit ist die Himmelsscheibe von Nebra.

Die Gräber waren mit Steinplatten umrandet. Diese dienten als Halterungen für die Deckenplatten.

Die Fundstätte ist gleich auf mehrere Arten besonders. Es gibt nämlich nur wenige vergleichbare Funde dieser Art. In der Region Braunschweig ist es die einzige Grabstätte, deren begrabene Menschen der Aunjetitzer Kultur zugeordnet werden konnten, berichtete Tobias Uhlig vom Landesamt für Denkmalpflege.

Die Menschen dieser Gruppe nutzen laut Uhlig nicht nur Bronzeerzeugnisse, sie stellten sie auch selbst her. Die Gräber seien unter anderem am westlichsten Rand des Verbreitungsgebiets dieser Kultur. Außerdem war der letzte größere Fund einer Grabstätte in der Region vor etwa 30 Jahren.

Gräber während Bauarbeiten entdeckt

Die Grabstätte mit den fünf Erwachsenen und zwei Kindern wurde während der Bauarbeiten für den neuen Windpark zwischen Söllingen und Jerxheim entdeckt. Die Firma Landwind baut auf dem Gelände Windräder. Die Gräber wurden mit Steinen umrahmt, bei einigen wurden Steinplatten als Decke darüber aneinander gelehnt.

Alexander Heidebroek, Geschäftsführer der Landwind-Gruppe, freute sich über die gute Zusammenarbeit. Die Gräber wurden zu Christi Himmelfahrt, am 29. Mai 2025, entdeckt. Mittlerweile ist die Grabung fast fertig. Das sei nur möglich gewesen durch enge Zusammenarbeit und gute Abstimmung zwischen den Beteiligten.

Dr. Immo Heskte (mittig mit Hut) erklärte das Vorgehen der wissenschaftlichen Gruppe.

Das Energieunternehmen, das Landesamt für Denkmalschutz und die Universität Göttingen arbeiten im Rahmen der Ausgrabung zusammen. Dass der Teil der Baustelle potenziell über Jahre stehen muss, „davor haben wir als Bauherren Angst“, erzählte Heidebroek im Rahmen eines öffentlichen Termins. Dennoch findet er die Ausgrabung wichtig. „Es ist auch eine Verantwortung, die man hat.“

Moderne Untersuchungen ermöglichen mehr Ergebnisse

Die Angst war unbegründet. Das Team um Dr. Immo Heske, wissenschaftlicher Sachbearbeiter für Ur- und Frühgeschichte, an der Universität Göttingen richtete sich schnell ein. Bis spätestens 1. Juli 2025 wollen sie fertig sein. Dann sollen die Knochen und Beigaben geborgen und für Untersuchungen in die Universität gebracht werden. Im Labor können dann verschiedene Analysen durchgeführt werden.

Die Wissenschaftler zeichnetetn die Gräber maßstabsgetreu ab.

„Dann können wir sagen, wo die Leute aufgewachsen sind“, sagt Heske. Außerdem könnten die Wissenschaftler auch feststellen, ob die begrabenen Menschen miteinander verwandt waren. Er freut sich umso mehr, dass gleich mehrere Studierende mit vor Ort sein konnten. Das Team hat zudem quasi eine Standleitung in die Universität: „Wir haben die Möglichkeit, die Fundstücke direkt in die universitäre Forschung zu geben.“

Beitragsbild: Tobias Uhlig (mitte, blaues Hemd) vom Landesamt für Denkmalpflege freute sich über die Verbindung der Gräber zur Aunjetitzer Kultur. Fotos: Sophie Weinmann

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