Was passiert, wenn man gezwungen wird, wegzuziehen? Die Region, in der man aufgewachsen ist, zur Grenzregion zweier Staaten wird, die einander negativ gegenüber stehen? Im Rahmen der alljährlichen Gedenkfeier zum 26. Mai präsentieren Schülerinnen und Schüler aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eine szenische Lesung mit dem Titel „Kein Weg zurück“. Die Lesung wird am Grenzdenkmal Hötensleben stattfinden. Sie ist das Ergebnis einer Projektwoche des Vereins Grenzenlos – Wege zum Nachbarn e. V..
Die Lesung thematisiert die Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze. Diese begannen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ausbau des DDR-Grenzregimes ab dem 26. Mai 1952. An diesem Tag unterzeichneten die USA, Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland den sogenannten Deutschlandvertrag.
Erzwungene Umzüge nach Innerdeutscher Teilung
Dieser sollte den Besatzungsstatus für Westdeutschland beenden. Mit diesem historischen Vertrag und seinen Folgen für die Menschen, die in der DDR an der innerdeutschen Grenze lebten, befassten sich die Jugendlichen. Dafür arbeiteten sie in Hötensleben, im Zonengrenz-Museum Helmstedt, in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn und im Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv Magdeburg.

Als Reaktion auf den Abschluss des Deutschlandvertrags riegelte die SED-Führung die Westgrenze der DDR ab und baute sie zu einem nahezu unüberwindbaren Sperrsystem aus. Bis 1961 wurden etwa 12.000 Menschen aus dem Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze zwangsausgesiedelt. Der Verein Grenzenlos – Wege zum Nachbarn e.V. hat 2025 zum dritten Mal Jugendliche zu einer Projektwoche nach Helmstedt eingeladen. Der Titel lautete in diesem Jahr „Kein Weg zurück. Zwangsaussiedlungen in der DDR“.
Projektwoche in enger Zusammenarbeit mit Schulen
„Wir sind dankbar, dass sich junge Menschen mit der bedrückenden Geschichte der deutschen Teilung beschäftigen wollen“, sagt Henning Konrad Otto nach Abschluss der Projektwoche. „Und wir sind begeistert, mit welchem Ernst diese Beschäftigung während der gesamten Woche erfolgt ist. Und schließlich sind wir den Lehrkräften der sechs Schulen dankbar, die ihre Schülerinnen und Schüler für eine ganze Schulwoche freigestellt haben.“ Dem Vorsitzenden des Vereins Grenzenlos ist es ein besonderes Anliegen, insbesondere Jugendliche für die Thematik der deutschen Teilung zu sensibilisieren.
„Das Motto des Vereins lautet schließlich ‚Zukunft braucht Erinnerung‘. In diesem Sinne erachte ich es für sehr wichtig, dass gerade junge Menschen aus der Vergangenheit lernen und Zusammenhänge mit der Gegenwart erkennen“, so Otto.
Die Projektwoche fand in enger Kooperation mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, dem Zonengrenz-Museum des Landkreises Helmstedt und dem Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv Magdeburg statt. Sie wird mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Die Gedenkstunde am Grenzdenkmal Hötensleben findet am 26. Mai 2025 um 15 Uhr statt.
Beitragsbild: Zeitreise ins Jahr 1952: Im Zonengrenz-Museum Helmstedt arbeiteten die Schülerinnen und Schüler mit Originalzeitungen. Fotos: Verein Grenzenlos – Wege zu Nachbarn