Pferde, Tiger und Elefanten tummelten sich am Ufer des Schöninger Sees. Heute jagen Wissenschaftler dort keine Tiere, sondern ein Welterbe.
Pferde, Tiger und Elefanten tummelten sich am Ufer des Schöninger Sees. Heute jagen Wissenschaftler dort keine Tiere, sondern ein Welterbe.

Grund um Paläon in Schöningen soll Weltkulturerbe werden

zuletzt aktualisiert: Freitag, 26. September 2025, 10:47 Uhr

Pferde, Tiger und Elefanten tummelten sich einst am Ufer des Schöninger Sees. Heute jagen Wissenschaftler dort keine Tiere mehr, sondern ein Welterbe. Im Rahmen des Antrags auf den UNESCO-Welterbestatus untersuchen Wissenschaftler den Boden rund um das Paläon bei Schöningen, um die historische Uferlinie zu finden.

Die bisherigen Funde wie die berühmten Speere können den Antrag zwar unterstützen, sind aber selbst nicht Welterbe fähig Deswegen suchen Forscher nach der Uferlinie. Und das möglichst ohne etwas davon zu zerstören.

In den 1980er-Jahren entdeckten Forschende bei archäologischen Grabungen zum ersten Mal verlandete Seebecken. Dort fanden sie hölzerne Jagdwaffen wie Speere und Wurfhölzer, Steinwerkzeuge und menschliche Fußspuren. Auch rund 40 Jahre später stoßen Wissenschaftler am ehemaligen Seeufer immer noch auf menschliche Hinterlassenschaften.

Ufer dürfen nicht ausgegraben sein

Bisherige Probebohrungen und geophysikalische Untersuchungen zeigten, dass sich in der Nähe des ehemaligen Tagebaus dieses Seeufer befindet. Für den Antrag müssen sie es jedoch genau verorten – und das, ohne das alte Seeufer auszugraben. Zum einen sei das unverhältnismäßig teuer, erklärte Geophysiker Ulrich Polom.

Zum anderen darf das Ufer laut den Richtlinien in dem Antrag nicht ausgegraben sein. Denn mit einer Ausgrabung würde er zerstört, was ihn für den Welterbestatus disqualifiziert, der eine intakte Stätte verlangt.

Das Schicksal Dieses Schicksal hat auch die bisher ausgegrabenen Artefakte, beispielsweise die Schöninger Speere, sowie den dokumentierten und erforschten Teil des Sees ereilt. Diese können aber als unterstützende Evidenz eingereicht werden, erklärte Polom.

Wissenschaftler arbeiten in zwei Teams zusammen

Für den Antrag arbeiten die Wissenschaftler in zwei Teams. Eines sendet mit sogenannten Scherenwellen-Signalen durch den Boden, das Andere misst punktuell mit Probebohrungen, welche Bodenbeschaffenheit der Untergrund hat. „Wir versuchen in Schritt eins, die genauen Koordinaten zu besorgen“, sagte Henning Haßmann, der das Paläon einige Zeit kommissarisch leitete und an den Grabungen am ehemaligen See beteiligt ist.

„Scherenwellenseismik machen halt Strecke“, erklärte Polom vor Ort. Der Geophysiker hatte sich freiwillig für das Projekt gemeldet, zusätzlich zu den zwei eingeplanten Wissenschaftlern. Ihn interessierte das Thema. Außerdem arbeite es sich zu dritt besser. Denn für die Messungen müssten die Forschenden auch schweres Gerät über das Gelände des Paläons tragen.

Strecke ist genau das, was die Wissenschaftler für das Welterbe brauchen. Denn sie müssen auf der Fläche um die Pferdetränke einiges abdecken.

Forschung mit verschiedenen Methoden

Die Scherenwellen sind ähnlich der Wellen, die entstehen, wenn tektonische Platten sich verschieben und aneinander reiben. Die Wissenschaftler am Paläon erzeugen diese im ganz kleinen Maßstab, um den Untergrund zu untersuchen, ohne mehrere hundert Quadratmeter umgraben zu müssen. Polom vergleicht die Methode mit einer Ultraschalluntersuchung in größerem Maßstab.

Mit der Sensorik schießen die Wissenschaftler Wellen mit 150 m/s durch den Boden. Entlang einer gefrästen Schneise fangen 100 hochempfindliche Sensoren im Boden die unterschiedlich stark zurückgeworfenen Wellen auf. Gut über 100 Meter tief kommen die Wissenschaftler mit der Methode. „Wir zielen auf die ersten 50 Meter, den Rest nehmen wir gerne mit“, sagte Polom. Über Informationen, die man später auswerten kann, freuen sich alle Beteiligten.

Mit beiden Methoden kartieren die Forschenden, welche Erdarten wo und wie tief im Boden auf dem Gelände des Paläons und auf einem angrenzenden Acker zu finden sind. Da der Boden am Grund eines Sees anders ist als der, der lange an der Luft war, wollen sie so die Uferlinie finden.

Ist eine erneute Forschungsförderung sicher, wollen die Forschenden die eingeholten Daten auswerten. So wollen sie eine Chronologie erstellen und Fragen beantworten, die während des Prozesses aufgekommen sind.

Beitragsbild: Mit einer Schubkarre versetzt Dr. Ulrich Polom den Stempel, der die Wellen aussendet. Fotos: Sophie Weinmann

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