Wer an kleine Orte wie Achim denkt, denkt wahrscheinlich selten an sogenannte Coworking-Spaces. Dennoch hat das Konzept aus den USA auf dem Hof von „Bertas Scheune“ Einzug gehalten. Der Hof im Ort in der Nähe von Wolfenbüttel wurde für die modernen Büros aber nicht still gelegt. Unter dem Namen „Grüne Berta“ führt Julia-Madeleine „Juli“ Lüttge den Hof auch als landwirtschaftlichen Betrieb.
Zentraler Punkt des Hofes in dem Dorf ist die Scheune, die das Bild des Resthofes prägt. Eine Hälfte nutzt das Team der „Grünen Berta“ auch heute noch für ihre Arbeit auf den Feldern und im Stall. Dort lagern mitunter Geräte, Steine und Holz. Die andere Hälfte des Gebäudes verwandelte die Gründerin in eine Bürofläche, die auch für Veranstaltungen und gemeinsames Kochen genutzt werden können. Denn in die Räume sind nicht nur Büros, sondern auch eine offene Küche und ein Meeting-Raum eingezogen.
Diese Zweiteilung ist genau so beabsichtigt. 2019 gründete Lüttge den Agrarbetrieb die „Grüne Berta“. Das Ziel: Traditionelle Landwirtschaft, in der sie so viel wiederverwertet und aufarbeitet wie möglich – also als Kreislaufwirtschaft. Die dadurch entstandenen Produkte verkauft sie vor Ort in mehreren Selbstbedienungslädchen. Damit sollen die Eier, Marmeladen, eingelegtes und frisches Gemüse direkt vom Hof an die Kunden gehen. Dort gibt es nicht nur Produkte aus ihrem Sortiment, berichtet Lüttge. Befreundete Höfe helfen bei dem Bestücken der Regale.
Landwirtschaft auf kleinem Raum
Auf den gut acht Hektar Land, die zur „grünen Berta“ gehören, baut Lüttge und ihr Team verschiedenste Feldfrüchte an. Diese wechseln wegen der Fruchtreihenfolge jährlich. 2025 kann sie ein Maislabyrinth anbieten, erzählt Lüttge während einer Führung im Rahmen der Aktion „MehrWertOrte“ stolz. Auch nennen mehrere Kühe, Hühner und Ziegen den Hof ihr Zuhause.




2021 kaufte Lüttge ihrem Onkel den Hof ab, der mittlerweile „Bertas Scheune“ beherbergt. In den gut vier Jahren ist viel passiert. Ein Gebäude musste abgerissen werden. Lüttge räumte mit viel Unterstützung um und sortierte aus. Zwar wohnt die Unternehmerin mit ihrer Familie auf dem Hof. Die Gebäude wollte das Ehepaar aber nicht komplett in Wohnhäuser umbauen. „Wir dachten uns: Das sind Wirtschaftsgebäude, das muss man auch wirtschaftlich nutzen.“ Somit war der Grundstein für die Zweiteilung gelegt.
Das Coworking auf den Hof zu holen, schien ihr während der Pandemie nur sinnvoll. Die Wege nach Wolfenbüttel oder Braunschweig seien als Arbeitsweg nicht zu unterschätzen, findet sie. Deswegen sollen die Büros eine Alternative bieten, bei der man nicht so weit ins Büro fahren muss, aber auch nicht daheim alleine sitzt. Quasi Coworking mit Aussicht auf Landwirtschaft.
Beitragsbild: Die Lüttges renovierten den Hof nach dem Kauf 2021. Fotos: Sophie Weinmann