Ein Blick hinter die Kulissen vom Friedwald Wolfenbüttel

zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 04. Juni 2025, 16:45 Uhr

Sanft rauscht der Wind durch die Bäume im Lechlumer Holz nördlich von Wolfenbüttel. Der Wald ist kein normaler Wald, in dem Leute einfach nur spazieren, joggen oder Fahrrad fahren. Für viele ist der Wald auch ein Ort der Erinnerung an ihre Liebsten. Denn ein Teil der Fläche ist ein sogenannter Friedwald.

Die Verstorbenen werden in Urnen beigesetzt

Sebastian Heiß kümmert sich als Förster um das Gelände. Es dient als Alternative zu klassischen Friedhöfen. „Wir haben keine Bäume abgeholzt, um die Wege hier anzulegen“, erzählt der Förster von einem Vorwurf, den er hin und wieder hört.

Der Friedwald nutzt das bestehende Wegenetz

Der Wald war schon vor der Gründung des Friedwalds von Geh- und Wirtschaftswegen durchzogen. Die nutzen Heiß und seine Kollegen eben mit. Die Gräber liegen in die Wurzeln der Bäume eingebettet, die im Wald wachsen.

Der Friedwald sieht auf den ersten Blick aus wie ein Wald. Das Konzept hinter der Begräbnisstätte ist: So wenig Veränderund wie möglich.

Plaketten markieren, wer unter welchem Baum begraben ist. Die Bäume, unter denen noch Plätze frei sind, sind mit Bändern markiert.

Bäume, unter denen noch Plätze frei sind, sind mit Bändern markiert.

„Das kann man sich vorstellen wie bei einem Einfamilienhaus und bei Mehrfamilienhäusern“, beschreibt Heiß die Urnenplätze. Es können nämlich einzelne Plätze unter einem Baum oder gleich ein ganzer Baum gebucht werden. An gelb markierten Bäumen sind einzelne Plätze verfügbar. Bäume mit blauen Bändern können ganz reserviert werden.

Kein sichtbarer Ort zum Trauern im Wald

Der Förster fügt hinzu, dass es häufiger vorkommt, dass sich enge Freunde oder Familien schon vorsorglich die bis zu zehn Plätze teilen. Der Tod sei ein schweres Thema. Deswegen findet er es gut, wenn sich Menschen schon im Vorfeld über das Thema Gedanken machen.

„Der Wald soll möglichst so bleiben, wie er vorher schon war“ – Förster Sebastian Heiß

Mehr Dekoration – oder überhaupt Deko-Artikel wie Blumen, Kränze, Statuen oder Kerzen – finden sich an keinem der Gräber. „Der Wald soll möglichst so bleiben, wie er vorher schon war“, erklärt Heiß. Das heißt aber auch, dass es keinen gut sichtbaren Ort der Erinnerung gibt.

Für Angehörige sei das oft gewöhnungsbedürftig. Heiß findet immer wieder Schmuck, der an Bäumen liegt. Kann er die Eigentümer ausmachen, bittet er sie, die Erinnerungsstücke wieder mitzunehmen.

Eine Beerdigung im Friedwald an sich ist sehr frei, erzählt Sebastian Heiß. Die Familien und Freunde können den Abschied so gestalten, wie es für sie am besten passt. Sei es mit Geistlichem oder ohne, Dekorationen oder Musik. Die Persönlichkeit der Personen, wie die Zugehörigkeit zu Clubs oder Vereinen, können mit eingebunden werden.

Beitragsbild: Sebastian Heiß arbeitet als Förster im Friedwald Wolfenbüttel. Fotos: Sophie Weinmann

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere News