Wer wird die neue Landrätin oder der neue Landrat für den Kreis Wolfenbüttel? Die CDU geht neue Wege und nominiert einen Feuerwehrmann, der eigentlich gar nicht in die Politik wollte.
Tobias Thurau ist eigentlich Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Als Jugendlicher in die Einheit in seinem Heimatdorf Klein Flöte eingetreten, hat es ihn nach einer Karriere bei der Bundeswehr und als Architekt Vollzeit in den Dienst der Feuerwehr gezogen. Mittlerweile ist Thurau Regierungsbrandmeister für das Land Niedersachsen.
Politische Ambitionen hatte Thurau bisher nicht, weswegen der Anruf der CDU für ihn „aus heiterem Himmel“ kam. Er fühle sich geehrt, vom Parteivorstand als bester für diesen Job angesehen zu werden. „Ich war überrascht, dass ich dieses Ansehen genieße“, sagt er während des Pressegespräches.
Als Partei einen unabhängigen Kandidaten auszuwählen, statt jemanden aus den eigenen Reihen zu nominieren, ist ungewöhnlich im traditionellen Parteienverständnis. Es ist immer noch gängige Praxis, dass traditionelle Parteien versuchen, jemanden auf die Stelle zu bekommen, der sich aktiv mit der eigenen Partei identifiziert.
Thurau als bester für Landratsjob
Der Vorstand begründet die Entscheidung damit, dass sie Thurau am kompetentesten für die Position der Landrätin sehen. „Die Zeiten ändern sich“, sagte Parteivorsitzender Michael Wolff. So versuchten sie, jemanden zu finden, der die nötigen Fähigkeiten für die Arbeit hat und mit dem sich die Bürger vor Ort identifizieren können.
Welche Themen ihm besonders wichtig sind, darauf will sich Thurau noch nicht festlegen. Er betonte zwar immer wieder, bewusst in keiner Partei zu sein, will sich aber mit der CDU auf gemeinsame Ziele und Inhalte einigen, die in der kommenden Legislatur erreicht werden sollen. Bei den grundlegenden Überzeugungen habe man schon zusammen gefunden. Die wollten weder Parteivorstand noch Landratskandidat teilen.
Wichtig sei, Politik für die Bürger vor Ort zu betreiben. Dazu müsste man auch stellenweise Kompromisse eingehen. Genau das könne Thurau, betont Michael Wolff. Er wisse aus jahrelanger Erfahrung, wie er jeden dort abholt, wo er ist, in Entscheidungen mit einbezieht und gute Ergebnisse schafft, mit denen alle leben können.
Planung und Kommunikation zentral
Thurau möchte vor allem seine Fähigkeiten in der Projektarbeit mit ins Landratsamt nehmen. Abgesehen davon, dass ein gut durchdachter Plan die Grundlage für die Umsetzung von Ideen sei, müsse man mit allen Beteiligten ordentlich kommunizieren.
„Die meisten Projekte scheitern nicht an der fachlichen Kompetenz, sondern eher an der Kommuikation, an dem nicht rechtzeitig mitnehmen“, sagte er.
Zur Sprache kam während des Pressegesprächs zum Landrat auch die „Stadtbild“-Aussage von Parteikollegen Friedrich Merz. Hinter der Aussage stehen die Mitglieder des CDU-Vorstandes in Wolfenbüttel und Thurau nicht. „Klar möchte ich mich sicher fühlen“, sagte Thurau. Das knüpfe er aber nicht an die Nationalität seiner Mitmenschen. Sauber solle es sein und wieder der niedrigsten Kriminalstatistik des Landes. Also: „Bunt und offen, aber sicher.“
Wie auch sein Konkurrent Marcus Albinus von der SPD muss Thurau von den Mitgliedern der CDU noch als Kandidat bestätigt werden. Dafür ist im November eine Mitgliederversammlung angesetzt.
Beitragsbild: Tobias Thurau will seine Feuerwehruniform gegen einen Anzug eintauschen. Er tritt als Kandidat für den Job als Landrat an. Foto: Sophie Weinmann